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MOZ, 20.05.2020

MOZ Artikel vom 20.05.2020

Daniela Windolff / 20.05.2020, 03:00 Uhr – Aktualisiert 20.05.2020, 07:36
Angermünde (MOZ) Plexiglaswand zwischen Notenständern, Mundschutz am Klavier, Desinfektionsmittel neben der Stimmgabel…. Es ist ein bisschen anders geworden in der Uckermärkischen Musik- und Kunstschule „Friedrich Wilhelm von Redern“.

Nach wochenlanger Zwangsschließung durch die Corona-Pandemie dürfen nun Musikschulen im Land wieder öffnen. Teilweise und unter strengen Hygieneauflagen. „Wir sind froh, endlich wieder unsere Schüler persönlich zu sehen, auch wenn bisher nur Instrumentalunterricht einzeln beziehungsweise in kleinen Gruppen bis maximal vier Schüler erlaubt ist. Unsere Chöre und die Tanzgruppen müssen leider weiter pausieren, das tut sehr weh“, sagt Musikschulleiterin Dorothea Janowski.

Sie hat versucht, in der Schließzeit ihre Schule trotzdem zusammenzuhalten und mit allen Schülern und Lehrern im ständigen Kontakt zu bleiben. „Wir haben Stundenpläne und Aufgaben zum Üben daheim vergeben und per Telefon, Smartphone oder PC unterrichtet, um die Kinder sinnvoll zu beschäftigen, abzulenken und die Freude am Musizieren zu bewahren.“ Die Lehrer seien trotz der Einschränkungen sehr engagiert und kreativ gewesen, um mit ihren Schülern in Kontakt zu bleiben und die Lücken nicht zu groß werden zu lassen. „Ich selbst habe mit dem Smartphone am Klavier meine Hände gefilmt und Stücke vorgespielt.“

Unterricht per Video

Für ihre Chorkinder hat Dorothea Janowski Lieder mit Klavierbegleitung eingespielt und den Eltern geschickt, damit diese zu Hause gemeinsam üben und singen können. Manchmal haben Kinder und Eltern auch eigene Videos zurückgeschickt. Für den Jugendchor und die Singklassen der Puschkinschule hat sie den bekannten Song „Stand by me“ in der Fassung des großen Corona-Konzertes von Lady Gaga zum Einüben aufgenommen. „Das ist sozusagen unser Durchhalte- und Mutmachsong, bis wir uns endlich wiedersehen.“

Auch Geigenlehrerin Ruth Dynow hat Unterricht per Skype und Zoom gemacht. Flötenlehrerin Hendrikje Wenzlaff musste auf das Telefon ausweichen, weil sie kein Internet hat. „Ich habe den Schwerpunkt auf Notenkenntnisse gelegt. Ohne Noten wäre es in dieser Zeit nicht gegangen. Aber ich bin hoch glücklich, jetzt wieder persönlich unterrichten zu können. Die Kinder brauchen die persönliche Rückmeldung und Erfolgserlebnisse. Aber sie haben in dieser Zeit auch gemerkt, wie wichtig das gemeinsame Musizieren ist. Das sind auch positive Erfahrungen.“

Um den Musikschulunterricht wieder aufnehmen zu dürfen, musste ein detailliertes Hygienekonzept erarbeitet werden, das mit der Puschkinschule abgestimmt ist, in deren Gebäude die Musikschule beheimatet ist. So sind neben den Abstandsregeln auch Händedesinfektion und Stoßlüften nach jeder Unterrichtsstunde Pflicht. Instrumente, Türklinken und Handläufe müssen regelmäßig desinfiziert und Anwesenheitslisten penibel geführt werden.

Stoßlüften und Desinfizieren

Für den Bereich der Bläser wurde eine Plexiglaswand angefertigt, die Schüler und Lehrer trennt, um den Aerosolaustausch zu vermindern. Lehrer Dirk Eisenacher nimmt  es gelassen, kann er doch seinen Schützling Noah auch durch die Glaswand gut sehen und endlich wieder mit Schülern im Duett spielen. „Wir haben zwar auch Online-Unterricht per Skype und Zoom gemacht, aber man musste lange experimentieren, bis es einigermaßen klappte und die Töne nicht verzerrt oder viel zu dröhnend zu hören waren. Wir haben dabei auch alle viel gelernt. Nur das Zusammenspielen funktioniert online durch die Zeitverzögerung und schlechte Netzverbindungen nicht.“ Jetzt können Lehrer und Schüler endlich wieder live musizieren. Hinter Glas, aber auf Augen- und Ohrenhöhe.